Swingerclubs inmitten Corona: Wie gut gelöst?

SpicyDeluXXX schrieb am 20. September 2020

Nach rund 6 Monaten COVID-19-Lockdown machen nun nach und nach auch Swingerclubs wieder auf. Einige Clubs versuchen sich mit geändertem Konzept, manche warten noch auf das behördliche „Go“ und viele werden bestimmt komplett von der Bildfläche verschwinden, weil sie es nicht finanziell gepackt haben oder mit neuen Regeln künftig packen werden. Wir wagten nun kürzlich nach halbjähriger Zwangspause sehr zaghaft unsere ersten Versuche in die „neue Swingerwelt“. Zwei Clubs, besucht an zwei Samstagen, zur Chancengleichheit nicht gleich am ersten Öffnungstag, sondern am zweiten Öffnungs-Wochenende, um den Läden auch die Chance zu geben, das hoffentlich erarbeitete Konzept gut umzusetzen.

Vorab unser Fazit: Gruselig! Einmal, weil die Atmosphäre trotz gut umgesetztem Konzept nicht die alte Unbeschwertheit ermöglichte, in einem anderen Fall aufgrund sehr halbherzig erarbeitem, überhaupt nicht ernsthaft umgesetztem Konzept.

Club 1:
Die vom Club selbst gesetzte maximale Gästeanzahl war schon am früheren Abend erreicht. Am Eingang Händedesinfektion, Fiebermessung und Kontaktdatenabgabe. Es erfolgte eine gut erklärte Einweisung in die Spielregeln, man war auch offen für kritische Fragen. Die Regeln waren unter anderem Abstand halten, Getränke werden -um Stau an der Bar zu vermeiden- an den Tisch gebracht, maximal eine Person in den WC-Räumen, maximal 2 Haushalte im Nassbereich oder Essensbereich, kein Buffet (dafür a´la Carte), Maskenpflicht entfällt am Platz, Masken tragen bei Engstellen erwünscht, regelmäßige Desinfektion von Flächen (Tischen, Türklinken, Matten, …). Der Bar-Bereich wurde „entzerrt“, also deutlich weniger Barhocker waren vorzufinden. Man kann aber sagen, jeder Gast hatte eine Sitzgelegenheit, ohne anderen Leuten zu sehr auf die Pelle zu rücken. Das Personal war zahlenmäßig gut aufgestellt, gut über die Spielregeln informiert, stets (mit einer dummen Ausnahme, die wir aber verzeihen) mit Mundschutz auch über der Nase unterwegs und wies freundlich aber nachdrücklich z.B. auf das nicht erwünschte „zur Bar gehen, zwischen da sitzende Leute stellen und dort bestellen“ hin. Auch die Desinfektionsrunden bekamen wir mit. Man merkte dem Personal an, es wisse, ein neuer Lockdown oder ein Fall von Nachlässigkeit setze alles aufs Spiel – umso besser hatten sie sich und den Laden im Griff. Wir fühlten uns tatsächlich gut aufgehoben. Das Publikum war gegenüber anderen Leuten rücksichtsvoll, agierte umsichtig und blieb aber auch hauptsächlich unter sich. Es war bei weitem nicht so locker, wie es sonst im Swingerclub zugeht, uns drückte das auch etwas auf die Stimmung. Sehr seltsam war, als wir mit Maske dem Treiben im Mattenbereich kurz zuschauen wollten – alle nackt, wir mit Maske. Im Ergebnis war der Abend für uns ok, wenn auch nicht optimal – unter hygienischen Gesichtspunkten war die Sache aber unserer Meinung stimmig und gut durchdacht.

Club 2:
Anfangs noch recht leer, aber dann kamen die Leute nach und nach. Vom Betreiber gesetzte, maximale Gästeanzahl über den Abend nicht ganz erreicht. Auch hier am Eingang der Fiebercheck und die obligatorische Kontaktdatenabgabe. Auf dem Weg zum Platz herrschte Maskenpflicht, am Platz selbst durfte man sie abnehmen. Auf den Wegen durch den Club wiederum sollte man sie tragen, was aufgrund vieler Engstellen auch ratsam wäre. Richtige Regeln für die Gäste waren für uns nicht erkennbar. Auch wenn der Bar-Bar-Bereich ebenfalls stuhlmässig „entzerrt“ wurde, drängelten sich immer wieder Gäste ohne Mundschutz zwischen die wenigen Barhocker, lungerten im Stehen herum oder bestellten sich etwas. Das Buffet entfiel, soweit ok. Obwohl das Personal laut eigenem Konzept verpflichtet ist, „kontinuierlich“ den Mundschutz zu tragen, wurde dieser hinter der Theke abgelegt und bei den Wegen im Club manchmal korrekt aber oft auch nur halbherzig mit freiem Rüssel nur über Mund und Kinn getragen. Die Gäste waren bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht in der Lage, beim Verlassen ihres Platzes konsequent den Mundschutz anzulegen, nur einmal von unzähligen Verstößen wurde seitens des Personals drauf hingewiesen. Wir kennen auch diesen Club sehr lange und waren Ende Februar vor unserer Reise nach Asien letztmals dort. Trotz halbjähriger Pause kam es uns irgendwie so vor, als wäre Corona nie wirklich ein Thema – von den (finanziellen) Entbehrungen und dem „seidenen Faden“, an dem die Sache hängt, merkten wir nicht wirklich was. Persönliche Meinungen zum Thema „Corona, seine Gefährlichkeit, Verschwörungstheorien, usw.“ soll ja gerne jeder haben, aber das Konzept sollte in einem professionellen Umfeld (ein Swingerclub ist ein Gewerbe und keine private Geburtstagsparty) vernünftig erstellt, geschult, ausnahmslos umgesetzt und notfalls auch unter renitenten/dummen Gästen durchgesetzt werden. Auch wenn wir das Personal in diesem Club echt mögen, umso enttäuschter waren wir vom „Konzept“ und der Ignoranz der meisten Gäste.

Abschließende Gedanken:
Auch wir haben keine Patentlösung für das Corona-Dilemma in Swingerclubs und dem Rest der Welt. Super, ein Hygienekonzept zu haben und dieses mit gutem Personal und Gästen mit Hirn umsetzen zu können. Dennoch ist es widersprüchlich, wie man spätestens auf der Spielwiese coronabezogen hygienisch sinnvoll mit Dritten agieren soll, während man sich im Rest des Clubs aus dem Weg gehen soll und brav Maske trägt. Gerade auf den Matten werden durch die sexuellen Aktivitäten vermehrt Aerosole freigesetzt, Sex mit Maske ist kaum umsetzbar und absurd. Ein Club in Sachsen gibt hier momentan die Regel „auf der Matte maximal zwei Haushalte“ vor. Sicher eine gute Idee für den Anfang und für eine Pärchennummer, aber swingertechnisch letztlich irgendwie auch nicht das Wahre, wenn man Orgien oder mal spontan ein paar Hände, Zungen oder Schwänze mehr will. Wir werden gewiss bald noch den einen oder anderen Ausflug in die Swingerszene unternehmen, sind aber der Meinung, das diese „neue Swingerwelt“ sehr gewöhnungsbedürftig und es nur eine Frage der Zeit ist, bis in der Presse von einem „Superspreading-Event im Swingerclub“ zu lesen sein wird. Da ist dann das Geheule wieder riesengroß, wie kürzlich bei der illegalen Touristen-Sexparty in Berlin. Ehrlich gesagt, sind wir etwas ratlos, wie wir mit diesen vielen Kompromissen umgehen und dabei nicht den Spaß verlieren sollen… 🙄

💡 Ein medizinischer Tipp noch an alle, die trotz Maske gern den Rüssel raushängen lassen: Corona dringt nicht durchs Kinn in den Körper!

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