Nun sind wir zurück aus dem Swinger-/Lifestylehotel Hedonism II. Hier nun endlich unser Bericht vom 5. Trip, mit 15 Nächten in diesem einzigartigen Hotel auf Jamaika. Eine geile, aber auch anstrengende Zeit hatten wir dort.
Im Rahmen unserer Vorbereitungen auf den Urlaub im Hedo II wurden wir ja bereits von den doch sehr deftigen Preisen überrascht. Teuer war es schon immer, aber diesmal staunten wir noch einmal mehr. Da wir irre sind, hat uns das von der Buchung nicht abgehalten. Alles in allem hat uns inkl. Flügen, Parkplatz, Trinkgeldern, Transfers und Einkauf im hoteleigenen Cannabis-Shop „HedoWedo“ der Trip 8.200 EUR gekostet. Heftig und auch ein Grund, weshalb wir gewiss nicht so schnell wieder ins Hedo II gehen.
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Viel Neues gibt es ehrlich gesagt nicht zum Hedonism II zu schreiben, da verweisen wir zur Vermeidung von Wiederholungen auf die bisherigen Berichte mit reichlich Fotos uns Infos. Es ist vier Jahre her, als wir das letzte Mal dort waren. Und es ist noch immer so, als würde man nie weg gewesen sein. Man reist an, checkt ein, freut sich über sein Upgrade auf ein Zimmer direkt am Strand, bezieht sein Zimmer und stürzt sich ins Getümmel. Alles ist vertraut, viele bekannte Gesichter bei Gästen und Personal, kaum Veränderungen an der Anlage. Am Ende des Urlaubs braucht man eigentlich nochmal eine Woche Urlaub, um sich vom „in Schicht-Schlafen“, den Partys und den Drinks zu erholen.
An- und Abreise
Nachdem uns TUI-Fly Belgien die Flüge unzumutbar ändern wollte, stornierten wir die Flüge und buchten bei Eurowings-Discover (Tochter der Lufthansa) neue Flüge. Der Flug ging von Berlin über Frankfurt, via Puerto Plata in der Dom-Rep nach Montego Bay auf Jamaika. Der Rückflug sollte umgekehrt laufen, wurde aufgrund eines medizinischen Notfalls an Bord (O-Ton: „Ist ein Arzt an Bord?“) und folgendem Todesfall des betroffenen Passagiers aber zur Tortour, inkl. Umdrehen auf dem Atlantik und Umleitung nach Boston in den USA. Dort ließ uns die Fluggesellschaft (vertreten von unfähigem, überfordertem, unfreundlichem Lufthansa-Bodenpersonal) völlig im Stich und überließ uns nach stundenlangen, bürokratischen Einreiseformalitäten (kein Visum, daher Hintergrundchecks und Befragungen durch die US-Behörden) frech die Hotelsuche. Wir fanden nach Ewigkeiten, vielen Telefonaten und viel Glück ein Zimmer für 600,- EUR die Nacht (in Boston schon recht günstig!), die meisten anderen Passagiere sind am Flughafen gestrandet und schliefen auf Feldbetten in einer zugigen Halle. Mit über einem Tag Verspätung und Umweg über Zürich waren wir dann endlich wieder in Berlin, über 800 EUR Kosten für Hotel, Verpflegung & Co schuldet uns die Airline noch. So eine Scheiß-Rückreise von einem unserer zahlreichen Urlaube in aller Welt hatten wir noch nie!
Zum Hotel
Alles beim Alten. Neu ist aufgrund der Cannabis-Legalisierung das „HedoWedo“, der hoteleigene Cannabis-Shop, in dem man sich mit (natürlich rein-medizinischen) Cannabis-Produkten eindecken kann. Recht teuer, aber dafür qualitativ zuverlässiger, als die zahlreichen Drogen-Verkäufer, die am Strand ständig ihre Runden drehen. Zudem gibt es keine Schlüsselkarten für die Hotelzimmer mehr, stattdessen Gummi-Armbänder mit RFID-Chip. Sehr praktisch, denn nun hat man aufgrund meist fehlender Klamotten kein Problem mehr, die lästige Schlüsselkarte am Körper zu haben. Bei Verlust des Bandes berechnet das Hotel unverschämte 75 US$, für uns blöd, weil wir gern die Schlüsselkarte als Souvenir mitnahmen – diesmal verzichteten wir aufs Andenken. Das Strandrestaurant „Flame“ war seit Ewigkeiten im Neuaufbau, eröffnete leider erst rund eine Woche nach unserer Abreise. Am Strand wurden einige Zimmer entkernt und neu aufgebaut, was mit entsprechendem Lärm am Beginn des Nacktstrandes verbunden war. In jedem anderen Hotel würde man seinen Reisepreis deswegen mindern, im Hedo II erträgt man es gechillt und völlig klaglos… 😉
Umweltschutz
Man versucht sich nun auch etwas in Umweltschutz, in dem alle Gäste beim Check-In eine personalisierte Trinkflasche im Hedonism-Look erhalten. Damit möchte man die kleinen Einweg-Wasserflaschen vermeiden, mit denen sich die Gäste sonst immer eingedeckt haben und die einen riesigen Müllberg produzierten. Leider eine halbherzige Sache, denn an den Bars nutzen die Barkeeper weiterhin reichlich kleine Softdrink-Einwegflaschen, deren Inhalt sie in Trinkbecher schütten. Zudem gab es in den Fressbuden an den Pools kein vernünftiges Besteck mehr, lediglich Einweg-Plastikgabeln (ohne Messer), mit denen man dann essen konnte.
Nackt sollst Du sein – „Showing or Going!“
Es gibt Bereiche, in denen sind Klamotten tabu. Gerade der Nacktstrand, versehen mit diversen und sehr unmissverständlichen Schildern, ist so ein Bereich. Dieses Jahr war das (stets anwesende) Sicherheitspersonal absolut nachlässig mit der Durchsetzung dieser Spielregel. Wir sahen ständig angezogene Leute aus dem Prude-Bereich, die unbehelligt den Nacktstrand entlangspazierten. Bei all unseren bisherigen Trips wurden angezogene Leute zügig angesprochen und entsprechend auf die Regeln („Showing or Going!“) hingewiesen. Es gibt genügend Clothing-Optional-Bereiche, in denen Leute, die sich nicht völlig ausziehen wollen, verweilen können. Diese Spielregeln nun am Nackt-Strand nicht mehr vernünftig durchzusetzen und höchstens noch direkt am Nackt-Party-Pool vehement darauf zu achten, verwässert das Konzept des Hedonism in unseren Augen und setzt falsche Signale. Lediglich die Wach-Frauen im nachts geöffneten Play-Room achteten sehr auf Nacktheit in der Playroom-Area.
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Drogen
Durch die Legalisierung von Cannabis in Jamaika sind nun deutlich mehr Drogenhändler seeehr vertrauenswürdige Farmer, Apotheker, Pilzverkäufer und Bäckerei-Fachverkäufer am Strand unterwegs. Früher hatte Shellboy fast ein Monopol, nun rennen da neben ihm noch bestimmt zehn andere Typen herum und bieten abwechselnd ihren heißen Scheiß an. Joints, Pilze, Kekse, Ecstasy und auf Bestellung auch Koks werden nun noch offensiver angeboten, als früher. Unser Männchen fragte spaßeshalber frech nach Heroin, das war wohl eine Herausforderung für den Typen. Wer es etwas cleaner mag, wird im hoteleigenen, staatlich lizensierten Shop fündig und kann auf Wunsch auch gleich in der danebenliegenden Lounge konsumieren. Zahlbar natürlich nur gegen Cash, in einer Ecke vom Laden steht notfalls auch ein Geldautomat. Die Gäste des Hotels konsumieren nun noch sicht- und riechbarer, als früher. Manchmal hatten wir das Gefühl, dass eine riesige Cannabis-Wolke über das Resort wabert.
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Essen und Getränke
Diesmal waren wir wirklich vom Essen enttäuscht. Für verdammte 412 US$ pro Nacht kann man deutlich mehr erwarten. Nur der stets freitags stattfindende „Gala-Abend“ war für uns essenstechnisch positiv erwähnenswert, wenn auch immer gleich (wir waren drei Freitage dort). Ansonsten war es recht eintönig, geschmacklich und qualitativ nicht unser Fall. Wir verstehen wirklich nicht, was die Amerikaner am Essen im Hedo häufig so grandios finden. Öfter fanden wir abends das Essen so miserabel, so dass wir uns dann nachts am Nacktpool mit Pizza den Magen vollschlugen. Beim Frühstück fehlte uns einfach -wie so oft auf der Welt- vernünftiges Brot, denn nur Toast oder fettiges Zeug am Morgen ist nicht wirklich unser Fall. Daher nahmen wir wieder zwei Packungen gutes, deutsches Vollkornbrot mit. Normale Äpfel, Birnen oder Bananen scheinen recht rar zu sein – wenn es das mal gab, stürzten sich die Leute geradezu darauf, irgendwie peinlich für ein Hotel inmitten eines Früchteparadieses. In Zuckerwasser eingeweichte Früchte (Litschis, Pfirsiche, Mandarinen) hingegen gab es reichlich. Gut ist, dass nun die Espresso-Bar im Restaurant nicht mehr kostenpflichtig ist, man kann sich nun leckere Kaffee-Spezialitäten servieren lassen, was einen Mehrwert zu den doofen Self-Service-Automaten darstellt. Nicht zeitgemäß ist jedoch, dass es im Hedo tatsächlich immer noch kein alkoholfreies Bier gibt und es häufig gar nicht leicht ist, auch mal einen alkoholfreien Cocktail zu erhalten, der auch tatsächlich schmeckt. Auch sollte man aufpassen, dass man nicht doch etwas mit Alkohol erhält, obwohl man nur einen Softdrink bestellt hat. Es gab schon Fälle, da wurde ein Wasser bestellt und ein Glas voll mit Wodka hingestellt oder aus einer Cola wurde Rum-Cola. Die meisten Gäste stört das aber nicht, denn die meisten haben sowieso ständig einen sitzen…
Das Personal
Viele, langjährig bekannte Gesichter. Schön, wenn Corona (Jamaika wurde hart getroffen) nicht das ganze Personal in alle Himmelsrichtungen verstreut hat. Die Mitarbeiter waren wie immer alle durchweg freundlich und hilfsbereit.
Die Gäste:
Ebenfalls viele bekannte Gesichter, die wir aus vergangenen Trips kennen. Diesmal nur ein deutschsprachiges Paar, welches wir entdeckt haben und welches wir jetzt schon mehrfach dort trafen. Die meisten kamen -wie immer- aus USA und Kanada. Auch als Blinder, Einarmiger oder Gehbehinderter ist man im Hedo willkommen. Ansonsten gab es wie immer viele, sehr unterschiedlich ästhetische Körper zu bestaunen – eine sehr bunte Mischung. Vom Alter her würden wir die Gästestruktur als eher mittelalt einschätzen, jünger als 30 waren diesmal nur wenige Leute, der Schnitt wahrscheinlich so bei 45-50. Letztlich waren aber alle Gäste wirklich cool drauf, sehr aufgeschlossen, kontaktfreudig und neugierig auf neue Leute. Wir persönlich stehen uns mit unseren recht hohen Ansprüchen ans Gegenüber manchmal selbst im Weg, was darin endete, dass es selten mal zu seeehr nahem Kontakt zu anderen Gästen kam. Für uns aber nicht schlimm, denn nur weil wir im Hedo sind, werfen wir nicht alles an Prinzipien über den Haufen und ficken mit allem, was sich anbietet. Während wir vor Ort waren, war diesmal auch eine kleinere Bi-Reisegruppe anwesend. Diese Leute waren tatsächlich tagsüber im Nacktpool recht spielfreudig. Da hatten so einige Männer manchmal gleich zwei Schwänze im Mund.
Unsere Reisegruppe
Erstmals waren wir ja diesmal „offiziell“ mit einer Gruppe vor Ort. Die erste Woche war relativ ruhig, da eine andere Gruppe gerade abgereist war. Ab dem Ende der ersten Urlaubswoche war das Hedo aber wirklich gut besucht, denn da kamen dann die Leute unserer Gruppe. Vor allem am Freitag und Samstag hatte das Hotel wahnsinnig viele Anreisen. Organisiert von „Wild Women Vacations“ fielen dann nach und nach die HEDO AMIGOS, HEDO ROCKERS, PLAYFUL PUSSYCATS und die SNOWBUNNIES ins Hotel ein. Eine sehr wilde Mischung von Leuten, die recht trink- und spielfreudig sind. Ehrlich gesagt, haben wir für uns persönlich keinen großen Unterschied zu unseren bisherigen Urlauben ohne Gruppenzugehörigkeit im Hedo gesehen. Ob nun mit oder ohne Gruppe, die Kontaktaufnahme mit anderen Leuten gestaltete sich für uns persönlich nicht anders und die paar „gruppeninternen“ Veranstaltungen sind zwar nett, aber für uns eigentlich zu vernachlässigen. Bei den Partys im Nacktpool vermischen sich die Leute sowieso völlig. Wir fühlten uns wohl und können nur ein großes Lob an Beth und Robert von „Wild Women Vacations“ aussprechen, die uns bei der Buchung tatkräftig mit Top-Service unterstützt und auch vor Ort einen guten Job mit ihrem Team gemacht haben. Eine klare Empfehlung!
Die Party im Nacktpool
Es ist immer wieder erstaunlich, wie voll es ab mittags in der trüben Brühe des Party-Pools im Nacktbereich sein kann. Dicht an dicht stehen die Leute im Wasser. Trinken, tanzen, lachen, spielen und vögeln. Wenn dann 5 Frauen auf allen Vieren am Poolrand ihre Ärsche in Richtung der Gäste halten, auf ihren Arschbacken Plastik-Figuren abgestellt werden und die Männer der Frauen dann mit einer Wasser-Pump-Gun die Figuren herunterschießen und nebenbei auch gern mal mit dem harten Wasserstrahl die Pussys der Damen treffen (zucken dann lustig), dann ist das eine Hedo-Party. Sicherlich vom Niveau nicht jedermanns Sache, aber sein Niveau legt man ein Stück weit mit den Klamotten ab. Oder es werden Tischtennisbälle mit kurzen, draufgeschriebenen Anweisungen („Gib Joe einen Blowjob“, „Küsse die Frau zur Linken“, „Suche Dir zwei Frauen und küsse sie gleichzeitig“, „Lecke Nippel“, …) in den Pool geworfen und die Leute legen los oder werfen den Ball woanders hin. Hat etwas von Kindergeburtstag, funktioniert aber auch bestens mit angetrunkenen, manchmal bekifften, nackten Erwachsenen. Wir wissen übrigens bis heute nicht, wer Joe ist…
Nachts war dann im sehr warmen Hot-Tube das übliche Programm angesagt, hierzu haben wir ja bereits berichtet. Der Chlorgehalt der Nackt-Pools war dieses Jahr wieder derart hoch, so dass unsere Haut erneut richtig litt. 15 Tage in der Brühe sind halt ne harte Nummer für jede Haut.
Corona
Keine ernsthaften Maßnahmen seitens des Hotels erkennbar. Es standen zwar noch „Social Distancing“-Schilder und einige (häufig leere) Desinfektionsmittel-Spender herum, das alles empfanden wir aber als Pseudo. Unter den Gästen gab es keine sichtbaren Corona-Vorsichtsmaßnahmen, alle feierten ohne Angst, ohne Abstand und oft auch ohne Anstand – und so ist es auch richtig! Das auffällige Husten einiger weniger Gäste konnte man sich auch mit Klimaanlagen-Symptomen schönreden, wir hielten lieber Abstand. Als einige Mitarbeiter in der zweiten Woche (in der es auch echt voll wurde) anfingen, Maske zu tragen, dachten wir uns unseren Teil. Offizielle Kommunikation zu einem möglichen Covid-19-Ausbruch gab es nie – hier schweigt man wohl mittlerweile besser, ist ja auch ein Stimmungskiller. In der Facebook-Gruppe lasen wir hinterher, dass es einige Leute unserer Gruppe mit Covid-19 im Hedonism II tatsächlich erwischt hat, meist zum Ende hin. An uns ging der Kelch diesmal vorbei, wir hatten unsere zweite Infektion ja bereits im Juni in Thailand. Puhhh, diesmal Glück gehabt, obwohl wir mit dem Schlimmsten gerechnet haben…
Unser Fazit nach dem 5. Besuch
Es war mal wieder ein cooler Urlaub mit entspannten Leuten in einer stimmigen, kultigen Umgebung. Für eine sexy Sauf- und Kiffparty mit nackten Leuten um die halbe Welt zu düsen ist an sich schon irgendwie krank. Dennoch viel zu teuer für das Gebotene, hier ist für uns irgendwie mittlerweile ein Preisniveau erreicht, welches wir guten Gewissens nicht mehr mitmachen wollen und unsere Kohle in den nächsten Jahren wohl eher in andere, auch sehr geile Urlaube investieren werden. Wir sind ja wirklich gern im Hedonism II, aber nicht um jeden Preis. Schade, dass man die Schließung des Hotels während Corona nicht wirklich genutzt hat, um größere, resortweite Modernisierungen durchzuführen, die im dauerhaften Voll-Betrieb des Hotels sonst so nie möglich werden. Die über 40 Jahre alte Anlage müsste auf echten 5-Sterne-Standard inklusive Komplettsanierung aller Bereiche ohne weitere Preiserhöhung kommen und selbst dann wäre es ehrlich gesagt noch überteuert. Wir sind gespannt, wie frech das Hedonism II seine Preise noch nach oben anpasst und ob/wann der überfällige große Knall kommt. Preis/Leistung muss halt irgendwie auch stimmen. Cleveres Marketing, der Kultstatus und viele (auch immer älter werdende) Stammgäste werden unserer Meinung nach dem Hotel nicht auf Dauer ausgebuchte Zimmer bescheren. Wir werden bestimmt wiederkommen, aber garantiert nicht so schnell.